Was ist Neurofeedback?
Beim Neurofeedback werden Elektroden auf dem Kopf angebracht, um die elektrische Aktivität des Gehirns mittels EEG (Elektroenzephalogramm) aufzuzeichnen und zu analysieren.
Diese EEG-Wellen (Rhythmen) geben in ganz bestimmter Weise Auskunft über gewisse Zustände und kognitive Prozesse im zentralen Nervensystem. Dabei steht zweifelsfrei fest, dass diese Wellenmuster sich je nach psychischem und physischem Zustand des Menschen ändern. Durch visuell-akustische Rückkoppelung ist es möglich, die Gehirnwellenaktivität zu verändern und damit eine Verbesserung psychischer sowie physischer Symptome/Funktionen zu erreichen. Neurofeedback bietet sich als eine effektive und mittlerweile auch weit reichende wissenschaftlich fundierte Behandlungsmöglichkeit an. Da das EEG-Bild noch kein Feedback als solches darstellen kann, wird auf einem Bildschirm z. B. eine Spielfigur gezeigt, welche sich entsprechend der Veränderungen der Gehirnaktivität bewegt. Aufgabe des Trainierenden ist es nun, z.B. einen Adler durch bestimmte Ziele zu fliegen. Die Methode besteht also darin, ein zielgerichtetes Verhalten zu verstärken, welches einer günstigeren Zusammensetzung von Hirnwellen entspricht. Durch eine besondere Programmierung der Feedback-Software kann dies jede Person, unabhängig vom Alter erlernen. Individuell nach Trainingsart und Person setzten wir modernstes und klassisches Feedback ein. Wir forschen gerade an weiteren neuen Feedback- und Behandlungstechniken. Einer der neuesten Techniken ist das VR-Biofeedback. Mit VR oder Virtual Reality bezeichnet man die Darstellung einer Umgebung, die komplett computergeneriert ist. Auch ein ganz normales Neurofeedback-Spiel stellt zwar bereits eine Art virtueller Realität dar, trotzdem ist VR eine gänzliche andere Erfahrung für den Patienten, da sie auf dem Einsatz einer VR-Brille beruht. Wen dein Gehirn den Unterschied zwischen Realität und der virtuellen Realität nicht mehr unterscheiden kann, wird das Gehirn entsprechende der gegenwärtigen Realität Hormone und Neuropeptide ausstoßen, die wiederum Emotionen hervorrufen. Je stärker die Emotion und die Erfahrung in diesen Situationen ist, desto schneller und tiefer wird es in dem Gehirn verankert und gespeichert. Die Wirksamkeit verschiedener EEG-NFB-Protokolle kann anhand zweier abhängiger Variablen gemessen werden: (1) Veränderungen in der EEG-Aktivität und (2) Verhaltensänderungen einer angestrebten Funktion (für therapeutische Anwendungen sollten die gewünschten Veränderungen von Dauer sein)
Welche Arten von Neurofeedback nutzen wir.
Amplituden Neurofeedback
Das Ziel des Amplituden Neurofeedback ist es, Veränderungen in der Leistung bestimmter EEG-Bänder herbeizuführen, um positive Veränderungen der kognitiven, mentalen oder motorischen Funktionen zu bewirken.
Deltawellen (0,5 bis 3 Hz) – diese Gehirnwellen sind die langsamsten. Sie treten während des tiefen, traumlosen Schlafs und der tiefsten Meditation auf. Deltawellen bewirken eine Aussetzung des äußeren Bewusstseins und fördern Heilung und Regeneration. Deshalb ist der tiefe, erholsame Schlaf so wichtig für unsere Gesundheit und Langlebigkeit.
Theta-Wellen ( 3 bis 7 Hz) – sie treten am häufigsten im Schlaf auf, sind aber auch bei tiefer Meditation dominant. Thetawellen sind das Tor zum Lernen, zum Gedächtnis und zur Intuition. Theta-Gehirnwellen treten auf, wenn unsere Sinne von der Außenwelt zurückgezogen und nach innen gerichtet sind. Es ist der Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen und auch unser Traumzustand.
Alpha/Theta-Training nutzt das Feedback der langsamen EEG-Aktivität, um eine Person in einen Zustand tieferer Entspannung, einen hypnagogischen Zustand oder sogar ein frühes Schlafstadium zu versetzen, ohne jedoch einzuschlafen. In diesem Zustand sind einige Therapieformen und/oder Biofeedback effektiver als im aktiven Wachzustand.
Alphawellen (8 bis 12 Hz) – stellen Sie sich diese als den ruhigen, aber wachen Zustand des Gehirns vor. Dies sind die „Flow-State“-Gehirnwellen. Alpha ist die „Kraft des Jetzt“, das Hiersein, die Gegenwart. Es ist der ruhende, meditative Zustand des Gehirns. Während Beta-Wellen benötigt werden, um zu reagieren und Entscheidungen zu treffen, helfen Alpha-Wellen bei der Aufnahme neuer Informationen, der allgemeinen geistigen Koordination, der Wachheit und Ruhe, der Integration von Geist und Körper und beim Lernen.
SMR (sensomotorische Rhythmus) ist eine langsame Beta-Aktivität (12-15 Hz). Der SMR-Rhythmus ist eine spindelförmige Wellenform im EEG, die vom Thalamus ausgeht und an den sensomotorischen Kortex projiziert wird, wenn die Aktivität in den sensorischen und motorischen Bahnen reduziert ist. Mit anderen Worten: Wenn Sie körperlich inaktiv und geistig wachsam (aber nicht übermäßig wachsam) sind, produziert Ihr Gehirn mehr SMR-Rhythmen.
Betawellen (15 bis 18 Hz) – dominieren unseren normalen Wachzustand, während wir unsere Umgebung und die alltäglichen Stressfaktoren der Außenwelt verarbeiten. Beta ist eine „schnelle“ Aktivität, die wir für kognitive Aufgaben benötigen, um wach und aufmerksam zu sein, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen.
Hohes Beta Band (20 Hz-30Hz) zeigt sich bei einen sehr engen Fokus und hoher Erregung. Dies kann hohe Stresszustände oder Ängste wieder spiegeln. Das Gehirn ist in einem Notfallmodus, indem es oft unflexibel und uneffektiv arbeitet.
Gamma-Band bei uns mit (38-42 Hz) definiert, ist ein Muster neuronaler Schwingungen, das im gesamten Gehirn beobachtet werden kann. Diese werden mit Spitzenleistungen (peak performance), starker Fokussierung und Konzentration, geistiger Klarheit, hohem Informationsfluss, aber auch mystischen und transzendenten Erfahrungen in Verbindung gebracht. In der Meditationsforschung wird es mit ein Art Überbewusstsein beschrieben.
Z-Wert Neurofeedback
Z Score Neurofeedback ist eine neue Technik, die eine normative Datenbank verwendet, um den Bereich der Dysregulation einer bestimmten Person zu identifizieren und gezielt zu behandeln, was ein schnellere und effektivere Behandlung ermöglichen kann.
Trotz der recht jungen Methode bestehen bereits jetzt schon viele Forschungsergebnisse zum Z Score Neurofeedback, die seine Wirksamkeit bei einer Vielzahl von Störungen wie Schmerzen, Depressionen, Angstzuständen, Drogenmissbrauch, PTBS, ADHS, Schädel-Hirn-Trauma, Frontallappenstörungen oder zur kognitiven Verbesserung belegen.
SCP (Langsame Kortikale Potentiale)
Dieses Verfahren wurde in erster Linie von Wissenschaftlern um den Leibnitz-Preisträger Nils Birbaumer an der Universität Tübingen entwickelt. Das Ziel, ein Erhöhen kortikalen Erregbarkeit, führt nachweislich zu verbesserter Aufmerksamkeit, der Trainierende ist besser auf eine folgende Aufgabe vorbereitet und kann diese effizienter lösen (Birbaumer, Rockstroh et al. 1990).
Wir arbeiten mit dem THERA PRAX ® der Firma NeuroConn. Dieses Gerät und Training wurde in vielen deutschen signifikanten Studien verwendet.
ISF (Infra-Slow-fluctuation
Infraslow-Fluktuation (ISF) Neurofeedback-Training ist eine Art von Neurofeedback, die sich auf die Beobachtung der niedrigsten Frequenzen im Gehirn konzentriert. Die ersten Forschungsergebnisse zu diesen ultraslowen Wellen deuten darauf hin, dass ISF die Funktion des autonomen Nervensystems, die Flucht-, Kampf- oder Erstarrungsreaktion, reguliert. Noch wichtiger ist, dass ISF die Aktivierung von Gehirnarealen reguliert, die mit chronischem autonomen Stress verbunden sind, indem sie dem Gehirn helfen, zwischen den autonomen und emotionalen Netzwerken zu kommunizieren.
Dies wiederum trägt dazu bei, die für Emotionen zuständigen Regionen vom autonomen Stresssignal zu trennen. ISF koordiniert Prozesse im Gehirn mit Prozessen im Körper. Das Herz, das Blut, das Verdauungssystem und das autonome Nervensystem werden alle mit diesen sehr langsamen ISF Frequenzen koordiniert. Dieser Synchronisierungseffekt führt zu einem Gehirn und einem Körper, der flexibel auf die Umwelt reagieren kann. Das Ziel des ISF-Trainings ist es, einen Zustand der Homöostase in Geist und Körper zu erreichen, der gleichzeitig einen ruhigen und wachen Zustand fördert. Dieser flexiblere Zustand hilft bei der Behandlung einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen und lästigen Zuständen.
LORETA Neurofeedback
LORETA Neurofeedback ist die neuste nicht-invasive Darstellung und Trainingsmethode der tiefen Strukturen des Gehirns. Durch ein technisches und mathematisches hochkomplexes Verfahren ist es möglich zielgenau das Feedback in Echtzeit zu setzen. Mithilfe von Sensoren auf Ihrer Kopfhaut generiert LORETA eine visuelle Karte der Aktivität Ihres Gehirns, die zeigt, wo die Behandlung konzentriert werden kann. So ist es zum Beispiel möglich tiefliegende Strukturen, wie das Limbische System (Emotionen) oder das Anterioren Cingulum (Aufmerksamkeit), live bei seiner Arbeit zu beobachten und zu trainieren. Da diese tiefen Strukturen häufig die Quelle der Dysregulation sind, ist dieses Training meist schneller und intensiver.
Ziel ist es dem Gehirn neue Fähigkeiten beizubringen, die Symptome zu reduzieren und die mentale und physische Belastbarkeit zu erhöhen.
Bisher gibt es in Deutschland erst wenige Therapeuten, die diese Trainingsmethode anbieten. Sie gilt als wegweisend für die Zukunft der Neurofeedback-Therapie.